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Dr. Hannes Lechner

Allgemeinmediziner in St. Ulrich

Der Beruf Landarzt ist eine wunderschöne Arbeit, die in meinen Augen auch gut organisierbar ist. Ich war zuerst Landarzt in der Wildschönau, das war allerdings eine befristete Stelle, die nach mir anderswertig vergeben wurde. Leider gibt es zu wenige Stellen bei den Landärzten. Das bedeutet, dass wir viel mehr arbeiten müssen. Ich für meinen Teil habe die Problematik in meinen beiden Praxen mit hochqualifiziertem medizinischem Personal gelöst, ich beschäftige zwölf Mitarbeiter und einen Kollegen im Kassendienst (gemeinschaftliche Erfüllung eines Kassenvertrages).

Ein Manko bei den Landärzten liegt darin, dass sich zu wenige Kollegen trauen, hier ein Lehrpraktikum zu machen. Ich habe selbst eine Lehrpraxis und bekomme nur wenige Bewerbungen. Dieser Punkt müsste politisch weitaus mehr gefördert werden. Denn im Krankenhaus erhalten die Kollegen nur Spezialwissen, wohingegen man in einer Landarztpraxis das gesamte medizinische Wissen lernen und einsetzen kann.

Ein Riesenproblem stellen die Hausapotheken dar. Hier müsste die Handhabung viel kulanter gelöst werden, denn eine Hausapotheke steigert die Attraktivität der Landarztpraxis wesentlich.

Außerdem brauchen die Landarztpraxen viel mehr Instrumentarien als Ärzte in Ballungsräumen, besonders im Labor- und Notarztbereich. Wir erhalten dieselben Förderungen wie Stadtärzte, die Notfälle beispielsweise gleich an die nahe Klinik weiterverweisen können. Meine Praxis hingegen ist 24 Kilometer vom nächsten Notarztstützpunkt entfernt, daher behandeln wir auch weitaus mehr Notfälle.

Meine Lösungsvorschläge: mehr Kassenstellen, Förderung der Lehrpraktikumsplätze sowie das Festmachen von Hausapotheke und Förderungen für Instrumentarien nach Bedarf und nicht nach Lage der Praxis.

Das Besondere für mich am Beruf Landarzt ist, dass wir „Medizin pur“ leben können, eine ganz patientennahe Basismedizin. Im Gegensatz zu Fixanstellungen im Krankenhaus sind Landarztpraxen für den Arzt meiner Meinung nach auch frei einplanbar, das heißt, man kann sich selbst die Zeiten einteilen. Damit kann man den Beruf Landarzt eigentlich auch familienfreundlich gestalten.