Initiative
Die Initiative zur Homepage „www.landaerzte.tirol“ geht auf die niedergelassenen Allgemeinmediziner Dr. Benjamin Huber und Dr. Caroline Straninger, Pfunds, MR Dr. Johann Öttl, Nauders, Dr. Stefan Krehn, Ried, Dr. Philip Plangger, Prutz und Dr. Robert Stefan, Fiss zurück. Sie haben sich Gedanken über die Zukunft der Landmedizin – und somit über ihre eigene berufliche Zukunft und die Versorgung der Einwohner und Urlaubsgäste außerhalb der Ballungszentren unseres Bundeslandes gemacht.
Beruf Landarzt
Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) definiert als Landärztin oder Landarzt jene Ärztinnen und Ärzte, die als Allgemeinmediziner mit einem Vertrag zur Österreichischen Gesundheitskasse in Gemeinden mit bis zu 3000 Einwohnern tätig sind oder in einem Ort mit maximal zwei Kassen-Allgemeinmedizinern eine Ordination betreiben.
Problemstellung
In den nächsten zehn Jahren wird mehr als die Hälfte der derzeit rund 1800 in Österreich niedergelassenen Landärztinnen und Landärzte mit Kassenverträgen, davon 72 in Tirol, in Pension gehen.
Herausforderungen
Die Herausforderungen, denen sich das Land Tirol, die Gemeinden und die Krankenkassen gegenüber sehen, sind groß, aber zu bewältigen. Es hilft nichts, Schuldige für Versäumtes zu suchen oder den Kopf in den Sand zu stecken und abzuwarten, bis die Versorgungslage so schlecht ist, dass das Leben am Land noch unattraktiver wird, sich die ärztliche Versorgung als wichtiger Tourismusfaktor verschlechtert oder gar Menschen zu Schaden kommen. Wichtig ist es, die Zeichen der Zeit zu erkennen und Maßnahmen zu setzen, um junge Medizinerinnen und Mediziner für die Versorgung zu gewinnen.
Lösungsansätze
Entlastung von „bürokratischen und administrativen Zeitfressern“, familiengerechte Arbeitsmöglichkeiten, zeitgemäße Zusammenarbeitsformen durch Gesellschaftsbildung oder Anstellung von Ärztinnen und Ärzten in Arztpraxen mit Teilzeitmöglichkeit, Zusammenarbeit in Netzwerken, Reduktion des wirtschaftlichen Risikos von Praxisgründung und Praxisführung, zumutbare Bereitschaftsdienstregelungen und ausreichende Erholungsphasen, Stärkung der ärztlichen Hausapotheken, praxisnahe allgemeinmedizinische Ausbildung in Studium und in der Lehrpraxis, leistungsgerechte Honorierungssysteme sowie Unterstützung durch ausreichend verfügbare nichtärztliche medizinische Leistungserbringer.
Ansprechpartner
Präsident Dr. Stefan Kastner
„Die Zukunft der Medizin – insbesondere aber der Landmedizin – ist angesichts des steigenden Frauenanteils in diesem Bereich wesentlich davon abhängig, ob es gelingen wird, mehr Frauen für die Tätigkeit als (Land-)Ärztinnen zu gewinnen. Aber auch männliche Angehörige des ärztlichen Berufsstandes sind nicht mehr bereit, so zu arbeiten, wie es die Generation vor ihnen gewohnt war, weshalb sich die Rahmenbedingungen, unter denen heutzutage eine Praxis geführt wird, grundlegend ändern müssen.
Wesentliche Bestandteile familienfreundlicher landärztlicher Arbeitsmodelle sind zeitgemäße Gruppenpraxen, Teamarbeit in Hausarztpraxen, Praxisnetzwerke, Timesharing-Praxen und geeignete Formen der Vertretung und vor allem auch der Bereitschaftsdienste nachts und an den Wochenenden.
Zudem muss die Begeisterung für die Hausarzt- und Landarzttätigkeit schon im Medizinstudium entwickelt werden, wofür entsprechende Angebote für die Studenten an den Medizinischen Universitäten notwendig sind. Auf dieses Grundwissen aufbauend kann eine praxisbezogene Ausbildung nach dem Studium in der Lehrpraxis die jungen Ärztinnen und Ärzte zur Gründung oder Übernahme einer Landarztpraxis motivieren.
Zur Entlastung von Landärztinnen und Landärzten muss es außerdem zum Abbau von Bürokratie und Administration kommen. Öffentliche Unterstützung bei den oft großen Investitionen und Hilfe bei der Suche von Räumlichkeiten für Ordination, Wohnung und Kinderbetreuung können ebenfalls Anreize zur Niederlassung setzen.“
MR Dr. Klaus Schweitzer
„Landärztinnen und Landärzte sind oft die ersten Ansprechpartner, wenn es um den raschen und unbürokratischen Zugang zu Medikamenten geht. Ihre landärztliche Hausapotheke ist ein wichtiger Beitrag zu einer wohnortnahen medizinischen und medikamentösen Betreuung. Außerdem stellen Hausapotheken für viele Landärzte einen nicht immer verzichtbaren Einkommensbestandteil dar, ohne den ihre Praxis wirtschaftlich nicht existenzfähig wäre. Landärzte sollten deshalb das uneingeschränkte und zeitlich unbegrenzte Recht auf das Führen einer Hausapotheke haben. Wir haben in vielen Regionen Österreichs und Tirols erleben müssen, wie der Verlust der ärztlichen Hausapotheke auch zur Schließung von Arztpraxen geführt oder die Wiederbesetzung einer vakanten Vertragsarztstelle lange verzögert hat.“
Dr. Benjamin Huber
„In erster Linie wünschen wir uns eine Verbesserung der Lebensqualität und Anpassung der Landmedizin an die heutige Realität. Für viele Ärztinnen und Ärzte ist das Landarztdasein mit der Familie schwer vereinbar.
Wochenend-, Bereitschafts- und Nachtdienste sowie unvorhersehbare Arbeitszeiten und zahlreiche Fortbildungsverpflichtungen lassen ein geregeltes Familienleben mit ausreichend Zeit für Kinder kaum zu. Neben der medizinischen Herausforderung als Landarzt warten noch viele Zusatzaufgaben: plötzliches Unternehmerdasein, vollste alleinige Verantwortung, bürokratische Aufgaben, große finanzielle Investitionen.“
Stimmen
Stimmen zur landärztlichen Versorgung
Diskussion
Reden Sie mit! Bringen Sie Ihre Erfahrungen ein! Lassen Sie uns und die Leserinnen und Leser dieser Seite an Ihren Beobachtungen und Verbesserungsvorschlägen teilnehmen!
Aktuelles/Chronik/Statistik
Viele Jahre zieht sich nun schon die Bemühung hin, das immer drängender werdende Problem der Sicherstellung der ärztlichen Versorgung am Land zu lösen.
Kontakt
Ärztekammer für Tirol
Anichstraße 7, 1. Stock
6020 Innsbruck
Tel: +43 512 52 0 58-0
Fax: +43 512 52 0 58-130
E-Mail: kammer@aektirol.at